Burn-out erkennen – Mein Ich braucht eine Pause
Steigender Leistungsdruck, die Erwartung, immer Neues zu lernen, und wachsender wirtschaftlicher Druck setzen vielen Menschen zu. Es ist schwierig bewusst Grenzen zu setzen und auf Distanz zum Job zu gehen. Wer jedoch allen Anforderungen gerecht werden will, braucht seine physischen und psychischen Kraftreserven auf, und einem Burn-out steht nichts mehr im Wege.
Das Burn-Out-Syndrom wird als ein andauernder Zustand der totalen Erschöpfung, sowohl körperlich als auch emotional beschrieben. Schätzungen gehen davon aus, dass ungefähr 10 Prozent aller Erwerbstätigen unter einem Burn-out-Syndrom leiden. Zwei Personengruppen sind besonders betroffen. Einerseits Personen in sozialen und pädagogischen Berufen, andererseits Personen in leitenden Positionen. Prinzipiell betrifft es aber alle Menschen, die durch ihre berufliche und/oder private Situation extrem belastet sind, und keine Möglichkeit finden sich ausreichend zu entspannen.
Stress alleine ist nicht für ein Burn-out verantwortlich. Es kommen Risikofaktoren hinzu, die aus der Art der Tätigkeit, aus dem privaten und beruflichen Umfeld und aus der persönlichen Veranlagung resultieren. Äußeren Faktoren wie Zeit- und Leistungsdruck, hohe Verantwortung bei schlechter Bezahlung, Angst vor einem Arbeitsplatzverlust, Überforderung, fehlende individuelle Gestaltungsmöglichkeit oder Mobbing spielen dabei eine wichtige Rolle. Auch sind sehr engagierte und ehrgeizige Menschen, die zum Perfektionismus neigen, sich selber unter hohen Erfolgsdruck setzen und Arbeit nur schlecht abgeben können, besonders gefährdet für ein Burn-out.
Das Burn-out-Syndrom ist in jedem Fall kein Endzustand sondern ein über einen längeren Zeitraum schleichender Prozess, der sich stufenweise entwickelt, bis er zum Zusammenbruch führt. Der Psychoanalytiker Herbert J. Freudenberg hat das Burn-out in 12 Phasen unterteilt, wobei diese nicht jeder Betroffene nacheinander durchläuft. Es können Phasen übersprungen werden, oder man befindet sich in mehreren gleichzeitig.
1. Der Zwang, sich zu beweisen, dass man alles bewältigen kann, und das mit übertriebenem Ergeiz. Man erkennt die Grenzen seiner Möglichkeiten nicht mehr und kann Misserfolge nicht hinnehmen.
2. Verstärkter Einsatz um seinen überzogenen Erwartungen gerecht zu werden. Man macht alles selber um unentbehrlich zu sein.
3. Vernachlässigung eigener Bedürfnisse wie Schlafen, Essen oder das Treffen von Freunden wird als nicht wichtig angesehen. Freizeit verliert ihren Sinn. Nur noch Berufliches ist wichtig.
4. Verdrängung von Konflikten indem man sich nicht damit auseinandersetzt. Es treten erste körperliche Beschwerden auf.
5. Umdeutung von Werten – Was früher wichtig war, ist nun völlig wertlos. Der einzige Maßstab für Wichtigkeit, ist das Selbstwertgefühl und der Job.
6. Verleugnung der auftretenden Probleme indem Zynismus und Aggression auftreten. Man ist intolerant und nimmt andere als faul, dumm und undiszipliniert wahr.
7. Rückzug aus sozialen Kontakten. Man lebt zurückgezogen, igelt sich ein und empfindet Hoffnungs- und Orientierungslosigkeit. Es wird zu Suchtmitteln wie Alkohol und Medikamenten gegriffen.
8. Offensichtliche Verhaltensänderungen, die auch anderen deutlich sichtbar werden.
9. Depersonalisierung indem man seine Bedürfnisse nicht mehr wahrnimmt. Man funktioniert mechanisch.
10. Innere Leere die man durch Beschäftigung oder Überschussreaktionen wie gesteigerte Sexualität, übermäßiges Essen, Drogen- und Alkoholgenuss überwinden will.
11. Depression in der man sich gleichgültig, hoffnungslos, erschöpft und ohne Perspektive sieht.
12. Völlige Burn-out-Erschöpfung mit einem psychischen und physischen Zusammenbruch.
Häufig werden diese psychischen Probleme von körperlichen Beschwerden wie Verdauungsproblemen, Schlafstörungen, Bluthochdruck, Ohrgeräuschen, Schwindel, Libidoverlust und Impotenz, Herzrasen oder Gliederschmerzen begleitet.
Je früher man selber oder durch jemanden darauf aufmerksam wird, dass man sich im Prozess eines Burn-out befindet, desto leichter gelingt eine Intervention und professionelle Hilfestellung durch einen Psychotherapeuten. Man kann hier jedoch nicht auf eine Standardtherapie zurückgreifen, da jeder Patient sehr individuelle Beschwerden und persönliche Hintergründe aufweist.
In jedem Fall muss die Belastung reduziert werden. Wobei die Beanspruchung nicht von der Stärke der Belastung abhängt, sondern von den individuellen Ressourcen, mit der Belastung umzugehen. Beanspruchung bzw. Stress kann also durch eine Verminderung der Belastung oder durch die Verbesserung der Ressourcen verringert werden. Die Ressourcen sind Eigenschaften, welche die eigene Belastungstoleranz stärken.
- Gutes Zeitmanagement
- Körperliche Fitness und Ausgleichssport
- Entspannungstechniken
- Gesunde Lebensweise
- Delegieren von Aufgaben
- Zeit für Hobbys und Freunde
- Kompromissbereitschaft
- Trennung von beruflichen und privaten Bereichen.
Wichtig ist, dass die Selbsteinschätzung und die verinnerlichten Verhaltensmuster geändert werden. Unterstützend können stimmungsstabilisierendes Johanniskraut oder beruhigende Baldrian-Präparate eingenommen werden.
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