Sport gegen Depression?

Hilft Sport bei Depressionen oder hilft er nicht? Immer wieder gab es Studien zu diesem Thema und immer wieder kamen unterschiedliche Ergebnisse dabei heraus. Nun scheint die Frage geklärt zu sein.

Die aktuelle wissenschaftliche Beweislage deutet stark darauf hin, dass Sport sehr gut gegen Depressionen wirkt. Bei betroffenen Menschen kam es in vielen Untersuchungen durch regelmäßigen Sport zu Veränderungen der Hirnchemie, die sonst nur durch Medikamente erzielt wurden.

Über Depressionen

Depressionen sind die am häufigsten diagnostizierten psychischen Erkrankungen. Mindestens jede zehnte Person ist mindestens einmal in ihrem Leben davon betroffen. Typische Symptome sind Niedergeschlagenheit, Energie- und Antriebslosigkeit, Betroffene werden von Ängsten geplagt, können nicht aufhören zu grübeln etc. Depressionen können die körperliche Gesundheit sogar stärker beeinflussen als Diabetes und Arthritis.

Bewegung

Depressive Verstimmungen waren schon den alten Griechen in der Antike bekannt. Sie nannten diese Gemütsstimmung Melancholie und empfahlen Bewegung. Es ist also nicht er seit kurzem bekannt, dass Niedergeschlagenheit mit körperlicher Bewegung bekämpft werden kann.

Die Frage, warum Sport gegen Depressionen so gut wirkt, ist aber selbst heute noch nicht restlos geklärt. Wahrscheinlich spielen viele verschiedene Faktoren eine Rolle, was eine genaue Bestimmung so schwer macht.

Dafür sind schon viele Wirkungen von Sport bei Depressionen bekannt. Es kann festgehalten werden, dass Sport

  • die Stimmung hebt
  • den Antrieb steigert und Passivität verringert
  • ablenkt
  • Erfolgserlebnisse liefert
  • Abwärtsspiralen durchbricht
  • bei Gruppensportarten psychologischen Rückhalt in der Gruppe liefert.

Diese Wirkungen werden auch durch Veränderungen der Hirnchemie hervorgerufen, die durch Sport angestoßen wird:

  • Bei körperlicher Betätigung wird, vor allem bei Ausdauersport, das Glückshormon Endorphin ausgeschüttet. Das hellt die Stimmung auf.
  • Wahrscheinlich kurbelt Sport auch die Serotonin-Produktion an. Dieser Neurotransmitter ist so etwas wie der Botenstoff für Glück im menschlichen Körper. Ein hoher Serotoninspiegel signalisiert, dass alles in Ordnung und man selbst zufrieden und ausgeglichen ist. DepressionspatientInnen haben oft einen sehr niedrigen Serotoninspiegel, weshalb sie meist mit Medikamenten behandelt werden, die diesen anheben.
  • Körperliche Anstrengung verstärkt die Produktion von Noradrenalin. Dieser wichtige Botenstoff ist bei depressiven Menschen sonst oft nur in geringer Konzentration zu finden.
  • Dazu kommt eine stark psychotherapeutische Komponente. Beim Sport kann man die ewige Abwärtsspirale des Grübeln unterbrechen. Außerdem bietet er eine Möglichkeit, aus der eigenen Passivität auszubrechen, Eigeninitiative und ein gesteigertes Selbstwertgefühl wirken sich positiv aus.
  • Bewegung regt das Zellwachstum im Hippocampus an. Normalerweise tendieren die Zellen im Hippocampus bei einer Depression eher dazu abzusterben. Dem wird durch Sport entgegengewirkt.
  • Zu guter Letzt wird durch körperliche Betätigung das Stresshormon Cortisol abgebaut, was sich ebenfalls positiv auf die allgemeine Stimmung auswirkt.

Offene Fragen

Trotz all dieser Erkenntnisse sind noch nicht alle Fragen restlos geklärt. Wie oft und wie lange man Sport machen sollte, damit er die größten Wirkungen entfaltet, ist nicht bekannt. Als Empfehlung gilt, dass man mindestens zwei Mal pro Woche etwas tun sollte, gerne auch öfter. Übertreiben sollte man es aber auch nicht.
Auch die Frage nach der optimalen Sportart wartet noch auf Beantwortung. Manche Studien ergeben, dass Krafttraining am besten ist, andere schwören auf die Wirkung von Ausdauersport.
Denken Sie daran, dass Sie einer Depression nicht eigenmächtig mit Hilfe von Sport „davonlaufen“ sollten. Es handelt sich um eine schwerwiegende Erkrankung, die dringend professioneller Abklärung benötigt. Am besten besprechen Sie mit Ihrem Arzt, welche Sportart für Sie geeignet ist und welche Wirkungen zu erwarten sind. Dann können Sie mit realistischen Erwartungen an die Sache herangehen. Oft haben sich medikamentöse Behandlungen, bei denen Sport ein zusätzlicher Therapiebaustein war, als sehr effektiv erwiesen. Regelmäßiger Sport trug auch zu einer Verringerung der Rückfallquote bei.